David Klein, Gastautor / 08.02.2022 / 16:00 / Foto: Pixabay / 7 / Seite ausdrucken

Schweiz: Eine Milliarde Steuergeld für willfährige Medien

Wie die „Basler Zeitung“, eine der größten Zeitungen der Schweiz, auf links gedreht wurde und wie andere folgen könnten.

Von den Befürwortern eines neuen umstrittenen Schweizer Gesetzes (ein Maßnahmenpaket im Umfang von über einer Milliarde Franken für die nächsten sieben Jahren kommt am 13. Februar 2022 zur Abstimmung) wird mantraartig heruntergebetet, eine politische Einflussnahme auf Medien der Eidgenossenschaft aufgrund von staatlichen Subventionen sei ausgeschlossen.

Ein Vorgang, der sich Anfang 2019 in der Redaktion der „Basler Zeitung“ (BaZ) abspielte, lässt diesbezüglich Zweifel aufkommen.

Nach der Übernahme der von Markus Somm geführten BaZ durch die Zürcher Tamedia, beauftragte Verleger Pietro Supino den neuen BaZ-Chefredakteur Marcel Rohr, ein diskretes Tête-à-Tête mit Politikern – vorzugsweise National- und Ständeräte – aus dem Raum Basel zu arrangieren.

Der Einladung zu diesem ungezwungenen „klärenden Gespräch“ waren fast ausschließlich Exponenten des linkspolitischen Juste Milieu der rot-grün regierten Stadt gefolgt, wie Eva Herzog, damals Basler Regierungsrätin, heute Ständerätin der sozialdemokratischen Partei SP, Beat Jans, damals SP-Nationalrat, heute Basler Regierungsrat, oder die grüne Ständerätin Maya Graf.  

Verschwörungspraktiker

Die Politiker nahmen die gesellige Runde zum Anlass, ihrem Ärger über die Berichterstattung des verhassten Revolverblatts von Blochers Gnaden (Der Milliardär Christoph Blocher ist federführend bei der „rechtspopulistisch“ genannten Partei SVP), dessen Journalisten ihnen mit unbequemen Recherchen immer wieder Ungemach bereitet hatten, Luft zu machen.

Ob ihnen Hoffnung auf eine Generalabrechnung oder gar ein Journalisten-Wunschkonzert gemacht wurde, ist umstritten. Herzog und Jans kamen jedenfalls gut vorbereitet und nahmen bei ihrer BaZ-Schelte, inklusive detaillierter Kritik an spezifischen Artikeln und Journalisten, kein Blatt vor den Mund.

BaZ-Chefredakteur Marcel Rohr mag über das Kaffeekränzchen mit Presse und Politik nicht sprechen. Ich sei ihm als „Musiker und gelegentlicher Gastautor bekannt“, weshalb er „beim besten Willen“ nicht wisse, weshalb er „verpflichtet sein sollte“, meine „Fragen zu beantworten“.

Nach einem Kurzreferat meinerseits über journalistische Gepflogenheiten, die selbst einem ehemaligen Sportreporter geläufig sein sollten, meldet sich Tamedia-Pressefrau Nicole Bänninger. Tamedia hätte „Anfang 2019 zusammen mit der Chefredaktion zu verschiedenen kleinen Anlässen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kultur, Wirtschaft und Politik aus dem Raum Basel geladen“. Man bitte um „Verständnis“, dass man sich „zu Aussagen unserer Gäste“ nicht äußern könne.

Eva Herzog, Maya Graf und der ebenfalls anwesende Christoph Eymann (Liberal-Demokratische Partei LDP), der während seiner Zeit als Basler Regierungsrat kritische BaZ-Leserbriefschreiber schon mal höchstpersönlich zusammenstauchte, ließen mehrfache Anfragen unbeantwortet.

Nur Beat Jans wird am Telefon deutlich: „Supino wollte eine Blattkritik. Und wenn man mich nach meiner Meinung fragt, dann sage ich sie auch“. Davon, dass missliebige Journalisten benannt oder gar Namenslisten abgegeben wurden, will Jans nichts wissen.

Mit seiner Meinung über die BaZ unter Markus Somm hielt der Alt-Nationalrat, dem die Basellandschaftliche Zeitung ein „eigenes Verständnis von fairen Medien“ attestierte, nie hinter dem Berg. Die BaZ sei keine „Basler Zeitung mehr, sondern ein politisches Projekt von Zürchern“, klagte Jans in der „Süddeutschen Zeitung“ bezüglich des Engagements von SVP-Alt-Nationalrat Christoph Blocher bei der BaZ. Das scheint ihn heute bei der Zürcher Tamedia nicht mehr zu stören.

Unliebsame Journalisten werden gefeuert

Fakt ist, im Nachgang zu dieser politischen „Blattkritik“ wurden mehrere Journalisten entlassen, die Teil der Belegschaft von Rohrs Vorgänger Somm waren.

Derartige Ränkespiele tragen nicht dazu bei, das Vertrauen in eine dereinst vom Staat alimentierte Presse zu fördern. Doch auch ohne staatliche Einmischung hat die hiesige Medienlandschaft erhebliche strukturelle Defizite.

Marcel Rohr wurde vom Zürcher Milliardenkonzern Tamedia nicht ins Amt gehievt, weil er die nötige Qualifikation zum Chefredakteur mitbringt. Rohr ist ein pflegeleichter Statthalter mit ausgeprägtem Harmoniebedürfnis, der gerne eine ruhige Kugel schiebt. Da stören engagierte Lokaljournalisten nur.

Das weiß man auch in Zürich und vertraut darauf, dass Rohr unliebsame Journalisten, die den falschen, sprich linken Politikern zu oft die Leviten lesen, in die Schranken weist. Denn entgegen dem von Bundesrätin Simonetta Sommaruga (aktuelle Umwelt- und Kommunikationsministerin der Schweiz und von 2015-2020 deren Bundespräsidentin) unablässig geträllerten Hohelied auf den Lokaljournalismus bewegt sich in den Zürcher Chefetagen das Interesse an Lokalem bestenfalls im Nanobereich.

Macht opportunistischer Verzicht auf journalistische Qualität zugunsten weitgehend unkritischer Hofberichterstattung Schule, dann höhlen die Medien ihre gesellschaftliche Verpflichtung zur Wahrnehmung der Rolle als Vierte Gewalt bis zur Unkenntlichkeit aus.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf „Inside Paradeplatz – Finanznews aus Zürich“.

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Leserpost

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W. Renner / 08.02.2022

@Ludwig Luhmann, doch die (UR) Schweizer wissen es. Aber wie im Artikel oben beschrieben, sind die grossen Städte inzwischen allesamt von Linken und Ihrer Greta Infizierten Klientel regiert, das SRF Fernsehen und die Leitmedien von Parteibuch Medienschaffenden durchmarschiert und die konservative SVP schwächelt personell seit dem Abgang von Übervater Blocher und generiert auch vermehrt Greta/Klima/Gender affinen Nachwuchs. Alles nicht so krass wie in Dunkeldeutschland, aber die Tendenz zeichnet sich klar ab.

Dr. Roland Mock / 08.02.2022

Interessant. Gestern erschien in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) ein Artikel, in dem sinniert wurde, weshalb die Schweiz, zumindest deren jüngere Bevölkerung, unaufhörlich nach links rücke. Was auch mein Eindruck ist: Eine Volksabstimmung über die Annäherung des Landes an die EU, eine über den Stopp von „Ausschaffungen“ (Abschiebungen von Immigranten) sowie diverse, teils lokale, überwiegend ideologisch motivierte Projekte zum „Klimaschutz“ enden derzeit zwar meist noch mit einem Veto g e g e n diese linksmotivierten Vorhaben. Aber die Ergebnisse werden knapper, die Sozialisten und Klimakrieger holen auf. Wenn ich hier lese, wie Schweizer Fränkli ungeniert die Redaktionen reichweitenstarker Zeitungen umpolen und ganze Blätter nach links gedreht werden, wundert mich das nicht mehr. Und es erinnert mich fatal an Deutschland. Dort passiert dasselbe zur Zeit noch überwiegend ohne Einsatz von Geld. Doch seit die Gattinnen ehemals großer Verleger mit Merkel& Co. am Kaffeetisch sitzen, haben sich ehemals bürgerliche Medien radikal gewandelt und eine rasante Linkswende vollzogen: FAZ, Tagesspiegel, Focus, die Medien der Handelsblattgruppe, BILD und zeitweise selbst das ehemalige Sturmgeschütz gegen den Kommunismus, die WELT. Ich hoffe sehnlichst, daß die Initiative zum Kauf der Öffentlichen Meinung am 13. Februar scheitert. Und daß uns Deutschsprachigen kritische, bürgerliche („liberale“) Zeitungen wie die NZZ und die Weltwoche erhalten bleiben.

Tina Kaps / 08.02.2022

Bin keine Milliardärin. Keine Besitzerin von Barren – weder gülden noch schokoladen. Aber stolze Patin. Auch der Achse.

Ludwig Luhmann / 08.02.2022

Die Schweizer wissen es vielleicht nicht, aber auch sie sind seit Jahrzehnten im Fadenkreuz der neofeudalistischen Globalisten. Der “Great Reset” hat auch die Schweiz bereits voll im Griff. Der Great Reset ist ein globaler Hybridkrieg. - Die Schweizer werden ihre Freiheit und Unabhängigkeit verlieren, wenn sie sich sich kein klares Bild von ihren Feinden “foreign and domestic” machen und gegen diese entschlossen vorgehen.  Die im Artikel erwähnte Simonetta Sommaruga - “(aktuelle Umwelt- und Kommunikationsministerin der Schweiz und von 2015-2020 deren Bundespräsidentin)” - ist aktives Mitglied in der Sekte “World Economic Forum” des Nazisohnes Klaus Schwab.

Klaus Keller / 08.02.2022

Die BaZ sei keine „Basler Zeitung mehr, sondern ein politisches Projekt von Zürchern“, klagte Jans in der „Süddeutschen Zeitung“... Zu welchem politischen Projekt wohl die Süddeutsche Zeitung gehört? - Der Mann sollte sich eine andere Klagemauer suchen. Was ärztliche Psychotherapeuten zZt je Stunde nehmen weis ich nicht. Sie haben sicher lange Wartelisten, aber einige wären dort besser aufgehoben als in der Zeitung. PS Warum sollte sich die Regierung keine Journalisten mieten wenn sie keine eigenen hat? Zum Regieren brauche ich nur die “Bild”-Zeitung und die Glotze, soll Gerhard Schröder einmal gesagt haben.

Angelika Meier / 08.02.2022

Ich bin der Meinung, verschiedene Konzerne, NGOs, Parteien, Gruppierungen, Organisationen, ... sollte einfach alle ihre eigenen Medien aufmachen bzw vorhandene einfach aufkaufen. Und dort berichten sie dann darüber, was ist. Unabhängige Medien als 4. Gewalt im Staat gab es vermutlich nie, aber heutzutage ist diese Vorstellung noch lächerlicher als früher.

Sabine Lotus / 08.02.2022

*RingRing* “Ja, bitte?” “Hier ist das Jahr 2015 und wir hätten gerne unser Thema zurück.”

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